Jetzt schreibt sogar das Tech-Magazin WIRED: „Germany Is About to Block One of the Biggest Porn Sites“. Heißt das wirklich, xHamster wird bald in Deutschland keine Rolle mehr spielen? Actually not.

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Seit 2019 gibt es Berichte über das Vorgehen der Landesmedienanstalt NRW gegen Pornoseiten aus dem Ausland wegen mangelhafter Alterskontrolle. Inzwischen ist die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) mit an Bord. Und die Pornoplattformen so: ¯\_(ツ)_/¯

Das schier endlose Ringen um Jugendschutz bei Internet-Pornos beginnt bereits im Jahr 2003. Da tritt der Jugendmedienschutzstaatsvertrag in Kraft, in dem auch Telemedien, also: Pornoplattformen, in die Pflicht genommen werden.

Die Branchenriesen von heute gibt es damals noch nicht. xHamster und Pornhub, die kommen erst 2007. Stattdessen sollen Nutzer:innen auf deutschen Pornoseiten bestätigen, dass sie schon 18 sind. Zum Beispiel mit einer Personalausweisnummer. Genauer gesagt: Mit irgendeiner.

Um die Schwächen des Systems zu zeigen, macht ein Ermittler offenbar einen weirden flex: Er nutzt Medienberichten zufolge für die Verifikation die Personalausweisnummer von Uschi Glas. Diese Nummer wurde zuvor in einer Illustrierten geleakt.

Wenn ihr euch jetzt fragt: WTF?! Das hat sich Uschi Glas wohl auch gefragt. Ihr Anwalt trat auf den Plan, die Polizei musste sich erklären. Komplizierte Geschichte, mehr dazu in der Berliner Zeitung von 2005.

2008 gibt es immer noch kein sinnvolles Verfahren zur Alterskontrolle. Vielleicht ein USB-Stick, den man bei der Post bekommt?? Während im Inland gewurstelt wird, entstehen im Ausland jene Pornoseiten, die bald zu den meistbesuchten der Welt werden.

Zurück in die Gegenwart: Da Pornoseiten sich wenig für Post aus Deutschland interessieren, sind nun DNS-Sperren im Gespräch. Das heißt, deutsche Internetprovider müssten xHamster & Co. auf eine Blockliste setzen. Das gewohnte Ansteuern im Browser würde nicht mehr klappen.

Bis es zu solchen Netzsperren kommt, kann Zeit vergehen. Beispiel: Der schier endlose Kampf gegen das im Jahr 2008 gegründete kino(.)to und seine Nachfolge-Websites. Die Seite kinox(.)to hat erst auf Druck der Justiz im Jahr 2018 eine Netzsperre bei Vodafone bekommen.

Auch im Fall möglicher Netzsperren bei Pornoseiten ist damit zu rechnen, dass Provider nicht sofort singen: „Da simmer dabei, dat es prima!“. Schätzt auch WIRED: „the battle over age verification could be dragged out for years to come.“

Und selbst wenn so eine Netzsperre kommt: Ihre Wirksamkeit ist ungefähr so hoch wie die eines kniehohen Gartenmäuerchens. Alternative DNS-Server, VPNs oder der Tor-Browser – es ist sehr simpel, übers Gartenmäuerchen zu steigen.

Fazit: Wird der Jugendschutz xHamster & Co. aus Deutschland verbannen? Ich glaube nicht.