TikTok hat seine Community-Guidelines im Januar massiv erweitert. Von rund 950 Wörtern auf rund 3600 Wörter. Eine kleine Analyse.
Die neuen TikTok-Richtlinien gestehen ein: „Uns ist bewusst, dass gewisse Inhalte, die gemäß unseren Richtlinien normalerweise von der Plattform entfernt werden müssten, wertvoll für die Öffentlichkeit sein könnten.“
Ohne Berichte über Zensur-Vorwürfe auf TikTok wie von Netzpolitik.org gäb’s das wohl nicht.
Völlig neu ist ein Absatz über Tierquälerei auf TikTok. Hierzu haben wir Ende 2019 auf VICE berichtet. Die Regeln sind aber aus Gummi. Ab wann ist etwas „unnötig schockierend“? Und sind jetzt Steaks verboten, weil: „abgetrennter Überrest“?

Die neuen Regeln zur Darstellung von Gewalt auf Tiktok werfen Fragen auf. Ende 2019 habe ich für VICE testweise Videos gepostet, die Polizeigewalt dokumentieren. Sie wurden gelöscht. Was sagen die neuen Regeln dazu?
Erstmals formuliert TikTok Ausnahmen vom Gewaltverbot, z.B. bei „berichtenswerten Inhalten oder um Menschen für bestimmte Themen zu sensibilisieren“. Darunter können demnach auch Aufnahmen von Polizeigewalt fallen.
Andererseits schreibt TikTok auch, man entferne Accounts wenn man eine „Bedrohung der öffentlichen Sicherheit“ feststellt. Fallen darunter auch protestierende Demokrat:innen, wenn ein Regime sie als eine solche Bedrohung einstuft?
Fragen werfen auch TikToks Regeln zum Thema Nacktheit auf. TikTok verbietet demnach pauschal „Pobacken“ und ist damit sogar strenger als das prüde Facebook. Wirkt etwas realitätsfern mit Blick auf die abertausenden Bikini-Videos auf der Plattform.
Bei der Auflistung gefährlicher Personen und Organisationen cybert es sogar ein wenig. Zu den problematischen Delikten zählt TikTok neben Menschenhandel und Erpressung auch: „Cyberkriminalität“. Okay.
Im Allgemeinen sind die neuen TikTok-Richtlinien ein großer Schritt nach vorn. Früher waren die Regeln eher eine Skizze, nun geht die Ausdifferenzierung langsam Richtung Facebook. Das Spannendeste ist aber, was dann aus den Regeln gemacht wird.