„Von Fortnite zu Alt-Right?“, fragt sich die taz und möchte der Frage nachgehen, was der beliebte Multiplayer-Shooter mit der neuen Rechten zu tun hat. Ein medienkritischer Thread zur Verteidigung von Fortnite.
Problem-Zitat: „Fortnite steht (seit dem Christchurch-Manifest) im Zusammenhang mit einem rechtsterroristischen Anschlag.“ – Das ist irreführend. Vieles spricht dafür, dass der Terrorist das Wort nur zur Verwirrung von Journalisten benutzt hat.
Problem-Zitat: „Die britische Verhaltensforscherin Lorrine Marer sagt, ‚Fortnite’ wirke wie Heroin.“ – Das ist falsch. Den wissenschaftlichen Hintergrund habe ich hier aufgeschrieben.
Problem-Zitat: „Es gab in Deutschland schon einmal eine Diskussion über Ego-Shooter-Spiele.“ – Kleiner Patzer: Bei Fortnite gibt es keine Egoperspektive. Es ist ein Third-Person-Shooter.
Problem-Zitat: „Dass es tatsächlich eine direkte Verbindungslinie von der Gaming-Kultur zur neurechten Bewegung gibt, zeigt die Vita von Steve Bannon.“ – Das ist spannend und einen eigenen Artikel wert, hat aber höchstens assoziativ etwas mit Fortnite zu tun.
Problem: Der Artikel wirft Fortnite-Gamer, Gamer im Allgemeinen und rechtsextreme Gamer in einen Topf. Aber 40% der Deutschen zocken. Wie absurd diese Sätze sind fällt auf, wenn man Gamer mal durch „Fernsehgucker“ ersetzt.
Differenzierte Abschnitte hat der Artikel trotzdem. „Weil ein Terrorist sich auf ein Spiel beruft, ist es noch nicht moralisch diskreditiert“ und „Games gelten nicht mehr als Gewaltanleitung, sondern als eigene Erzählform“ sind wichtige Einordnungen.
Mein Fazit: Fragenstellen muss erlaubt sein, aber nicht jede Frage ist ein guter roter Faden für Berichterstattung. Manchmal kann schon das Verknüpfen von Dingen in einer Frage (Fortnite + Alt-Right) irreführend sein. Vor allem wenn die Antwort eher lautet: Hm, eigentlich nicht.
Nachtrag, 30.04.2020: Ein Lesetipp zur Verbindung zwischen toxischen Gaming-Communitys und Rechtsextremismus ist das Buch „Hasskrieger“ von Karolin Schwarz, ein passender Ausschnitt daraus erschien bei netzpolitik.org.