1612202Der meiste Verkehr im Internet kommt nicht von Menschen, sondern von Bots. Aber Bot ist nicht gleich Bot. Hinter dem Begriff steckt eine Vielfalt kleiner Programme – einige sind gemein, andere völlig harmlos.

Etwa die Hälfte aller Website-Besucher*innen sind Bots, schätzt das IT-Sicherheitsunternehmen „Incapsula“. Viele sind nützlich und ermitteln für Suchmaschinen wie Google, ob es auf einer Website etwas Neues gibt. Andere, sogenannte Social Bots, geben sich als Menschen aus, um Trends auf Twitter und Facebook zu beeinflussen.

Wie Roboter mit Blechköpfen sollte man sich Bots aber eher weniger vorstellen. Bots sind Computerprogramme, die selbstständig Aufgaben ausführen. Was sie so drauf haben, steht hier.

1. Sie hören Musik

Mit Bots lässt sich der Musik-Streamingdienst Spotify überlisten. Für jedes abgespielte Lied zahlt Spotify nach eigenen Angaben 0,6 bis 0,84 US-Cent an die Künstler*innen. Ob die Hörer*innen Menschen oder Maschinen sind, lässt sich aber nicht so leicht überprüfen. So hat ein New Yorker Ingenieur namens William Bedell Bots programmiert, die ausgewählte Lieder in Dauerschleife streamen. Insgesamt will er damit etwa 30 Dollar pro Tag verdient haben.

2. Sie Flirten

Bots können auch charmant sein. Eigentlich wollen Kunden beim Dating-Portal Ashley Madison eine Frau für den diskreten Seitensprung finden. In Wirklichkeit haben tausende Kunden des Portals aber mit Chatbots geflirtet. Das ging aus den Daten eines Leaks hervor, das Hacker*innen im Jahr 2015 veröffentlicht haben. Schätzungsweise 70.000 Chatbots haben sich bei Ashley Madison als Frauen ausgegeben.

3. Sie Shoppen auf dem SChwarzmarkt

Ein Bot namens Random Darknet Shopper kauft auf dem Online-Schwarzmarkt Agora zufällig ausgewählte Produkte. Programmiert wurde er im Jahr 2014 von einem Schweizer Künstlerkollektiv – natürlich mit juristischer Beratung. Bisher hat der Bot zum Beispiel schon gefälschte Turnschuhe, Ecstasy, Viagra und einen ungarischen Pass gekauft.

4. Sie werden groupies

Nicht alle Fans auf Facebook und Twitter sind real. Für Geld lassen sich falsche Fans kaufen. Oft stehen dahinter von Bots betriebene Fake-Accounts. Medienberichten zufolge sind zum Beispiel ein großer Teil der Online-Fans von Donald Trump und Hillary Clinton auf Twitter gefaket.

5. Sie schreiben artikel

Ein großer Teil der schwedischen Wikipedia-Artikel wurde von einer Maschine geschrieben. Der vom Wikipedia-Autor Sverker Johansson  entwickelte „Lsjbot“ sammelt die Informationen aus vorher festgelegten Quellen und setzt sie nach dem Baukastenprinzip ins Wikipedia-Format. Besonders gut klappt das bei simplen Artikeln über Vogel- und Pilzarten.

6. Sie bestellen pizza

Früher war der Facebook Messenger da, um mit Freunden zu chatten. Mittlerweile können Nutzer auch Bots anschreiben, um eine Pizza zu bestellen, ein Taxi zu buchen oder neue Schuhe zu kaufen. Die Messenger-Bots verstehen sogar einfache Sätze wie: „Ich hätte gern eine Pizza“ und antworten mit: „Auf welche Pizza hast du Lust?“ In Deutschland Fuß gefasst haben solche Bots aber bisher noch nicht.

7. Sie Cheaten

Wer bei Multiplayer-Spielen wie World of Warcraft seine Gegner*innen überbieten will, muss sich viele Tage lang hocharbeiten – oder einen Bot für sich spielen lassen. Hardcore-Spieler*innen sind bereit, dafür viel Geld zu zahlen. Besonders viel Aufsehen erregte ein Bot-Entwickler namens Mike Donelly im Jahr 2008. Er hatte mit seinem „World of Warcraft“-Bot Millionen verdient, bis ihn die Entwicklerfirma des Spiels vor Gericht stoppte.

8. Sie kapern computer

Weltweit sind Computer Teil von sogenannten Bot-Netzwerken – teilweise ohne, dass die Nutzer davon wissen. Die Rechner werden durch eingeschleuste Schadsoftware zu Bots. Das heißt, sie erfüllen im Hintergrund automatisierte Aufgaben im Netz. Hacker*innen nutzen die Bot-Netzwerke zum Beispiel, um Spam-E-Mails zu verschicken oder um Websites durch sogenannte DDoS-Attacken lahmzulegen. Bei solchen Attacken löchern mehrere Tausend Rechner eine Website mit Anfragen, bis ihr Server überlastet ist.

9. Sie lernen sprechen

Einige Chatbots wurden erschaffen, um sich wie echte Menschen zu unterhalten. Mithilfe von künstlicher Intelligenz führen sie Smalltalk und machen sogar Scherze. Einige Entwickler*innen stellen lernfähige Prototypen online und bitten Nutzer*innen, ihnen neue Sätze beizubringen. Bei Microsofts Chatbot „Tay“ wurde daraus eine Katastrophe: Auf Twitter brachten Trolle dem Chatbot so viele rassistische Sätze bei, dass ihn Microsoft abschalten musste.

10. Sie ermahnen

Ein Bot des deutschen Aktivisten-Kollektivs „Peng!“ hat via Twitter Nutzer*innen auf ihr Verhalten angesprochen. Der Bot suchte im Jahr 2015 nach Accounts, die sexistische Phrasen wie „Geh sterben, Schlampe“ getwittert haben. Als Antwort gab es Links zu einer Video-Reihe namens „Zero Trollerance, Selbsthilfe für Sexisten“.

Eine Geschichte aus dem Klartext-Magazin der Lehrredaktion 54B der Deutschen Journalistenschule.

Illustration: Lotte Düx