Internetcafés gehören eigentlich ins Zeitalter der Klapphandys, Disketten und Klingelton-Abos. Aber einige Cafés gibt es bis heute. Wer geht da noch hin?

Die meisten Internetcafés der Nullerjahre haben mittlerweile geschlossen – aber nicht alle. Um sich vor der Pleite zu retten, verkaufen viele Betreiber*innen nebenher Handyzubehör, nehmen Pakete an oder reparieren PCs. Einige Kund*innen wollen nämlich ihr gutes, altes Internetcafé nicht missen, trotz Smartphones und offenem WLAN. Wer einen Nachmittag im Internetcafé verbringt, stellt fest: Der/ die typische Besucher*in gehört einem dieser sechs Typen an.

Typ 1: Offliner*in

Einige Nutzer*innen wollen nicht allein an den PC, weil sie damit nicht aufgewachsen
sind. Andere sind frisch umgezogen und haben noch keinen Netzanschluss. Wieder andere können einfach die „Any Key“-Taste nicht finden. Im Internetcafé bekommen sie Hilfe.

Typ 2: Gamer*in

Als Heim-PCs noch klobig und teuer waren, sind viele Gamer*innen ins Internetcafé gegangen, um sich bei Spielen wie „World of Warcraft“ zu messen. Einige davon tun das noch immer – sie bleiben alten Dingen eben treu. Vielleicht haben sie sogar noch ein paar Windows 98-Witze auf Lager.

Typ 3: DruckerLOSE

Der/ die Druckerlose will sich einfach keinen eigenen Drucker kaufen. Einsteiger*innen-Modelle gibt es zwar schon für 30 Euro – aber das ist für einige zu teuer. Im Internetcafé lässt sich schließlich auch was ausdrucken. Außerdem: Wer einen Drucker hat, muss regelmäßig Patronen wechseln: sehr unpraktisch! Da wird lieber für jeden Ausdruck und jede Kopie durch die Stadt spaziert.

Typ 4: anonyme Surfer*innen

Lust auf heiße Pics? Anonyme Surfer*innen gehen im Internetcafé auf Websites, die sie zuhause offenbar nicht aufrufen können – zum Beispiel Erotikseiten. Vielleicht schaut ihnen zuhause immer jemand über die Schulter. Im Internetcafé verteilen die anonyme Surfer*innen grimmige Blicke an alle, die sich zu sehr für sie interessieren. Wenn doch mal jemand rüberschielt, klickten sie schnell eine harmlose Nachrichten-Website an, die sie vorsichtshalber auf die Taskleiste gelegt haben.

Typ 5: Tourist*innen

Auch Tourist*innen kommen gern ins Internetcafé – offenbar, weil sie kein Smartphone haben oder mit ihrer ausländischen Sim-Card nicht ins Netz kommen. Aber wer weiß: Vielleicht kommen sie auch, weil die Retro-Cafés schon für sich eine Attraktion sind.

Typ 6: Stammkund*innen

Die Stammkund*innen haben sich mit dem Personal angefreundet und nutzen das Internetcafé als Stammkneipe. Zu trinken gibt’s Kaffee und Cola, im Hintergrund rattert das Kopiergerät. Die Stammkund*innen sind so treu, sie würden wahrscheinlich auch bleiben, wenn das Café sein Geschäftsmodell ändert und neuerdings Gabelstapler oder Zierfische verkauft.

Ein Radiobeitrag hierzu wurde im August 2016 auf Bayern 2 gesendet.